Bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 galt der IT-Markt in Deutschland als leergefegt. Seither hat sich die Lage deutlich verschärft, weshalb Unternehmen, die eine oder andere Stelle schlichtweg nicht mit qualifiziertem Personal besetzen können und darüber hinaus Mut zur Lücke beweisen müssen. Indes könnten Quereinsteiger Abhilfe schaffen, sofern sie im Vorfeld einschlägige IT-Kurse zum Erlangen der entsprechenden Qualifikation besucht haben. Die Inhalte derartiger Weiterbildungsprogramme können jedoch durchweg unterschiedlich ausfallen.
Unternehmen und Verbände befürworten komprimierte IT-Ausbildungen
Wie der IT-Branchenverband Bitkom ermittelte, waren allein im Jahr 2019 circa 124.000 Stellen für IT-Fachkräfte nicht besetzen. Dieser einstige Rekord wurde durch die Ausbreitung des Corona-Virus innerhalb kürzester schlichtweg pulverisiert. Der pandemiebedingte Schub in allen Bereichen der Digitalisierung erfordert indes eine große Anzahl an IT-Spezialisten, welche sich souverän diesen neuen Herausforderungen stellen können.
Genau hier setzen eine Vielzahl unterschiedlicher Anbieter an und wollen Quereinsteiger in sogenannten „Bootcamps“ möglichst rasch das notwendige Know-how mit auf den Weg in deren neue Berufswelt geben. Einige Seminarangebote gehen sogar so weit und beschreiben die angebotenen Lerninhalte als eine „Alternativ zum klassischen Informatikstudium“. Ob dieses hochtrabende Versprechen jedoch tatsächlich der Realität entspricht, bleibt abzuwarten.
Fakt ist nach Auffassung von Bitkom hingegen, dass IT-Kurse insbesondere für jene Menschen geeignet sind, welche bereits einen Beruf erlernt haben. Die daraus resultierende Lebens- und Berufserfahrung sorgt in der Regel dafür, dass die teilnehmenden Aspiranten wesentlich schneller lernen und mit deutlich mehr Ehrgeiz den vermittelten Lernstoff verinnerlichen.
Die Kosten für die Kurse liegen derzeit zwischen 4.000 und 10.000 Euro. Allerdings kooperieren einige Anbieter mit einigen Firmen, wodurch sich für den Teilnehmenden bei einem entsprechend guten Ergebnis schnell eine Beschäftigungsmöglichkeit offenbaren kann. Selbstverständlich handelt es sich nur in den seltensten Fällen um eine Jobgarantie, aber zumindest um eine vielversprechende Perspektive mit soliden Zukunftsaussichten.
Die Qualität der Ausbildungs-Bootcamps
Vielen Menschen, welche mit ihrem bisherigen vielleicht unzufrieden sind oder sich neu verwirklichen möchten, erscheinen die Ausbildungsprogramme der einzelnen Anbieter durchaus verlockend . Allerdings stellt sich unweigerlich die Frage, was die Bootcamps taugen und wie engagiert die teilnehmenden Personen sind. Der hohe Anspruch entsteht üblicherweise aus dem Erfordernis, nach dem Unterricht den vermittelten Stoff in Eigenregie abermals vorzubereiten und im Anschluss aufzubereiten. Zusätzliche Hausaufgaben kommen dabei nicht zu kurz und müssen in der vorgegebenen Zeit verstanden und letztendlich erledigt werden.
Experten sprechen vor diesem Hintergrund gerne von einer „Druckbetankung“, welcher jede teilnehmende Person gewachsen sein muss. Aus diesem Grund ist es wichtig, Frustration durch gut durchdachte Auswahlverfahren zu vermeiden. Wer lediglich die hohen Gehälter fokussiert und keine Leistungsbereitschaft zeigt, wird schnell aussortiert.
Ein langer Weg mit ungewissem Ziel
Studierte Ingenieure, Physiker oder Mathematiker sind nicht selten in diesen Bootcamps anzutreffen. Selbst mit dieser Vorbildung bleiben die Akademiker oftmals hinter den gestellten Erwartungen und müssen viel Zeit investieren, um eine Abwärtsspirale zum Ende des Kurses zu vermeiden. Schlaflose Nächte sowie komplizierte Themengebiete sind fester Bestandteil dieser Ausbildungsprogramme. Wer sich diesen Entbehrungen nicht hingegeben möchte, muss selbst entscheiden, ob der bisher ausgeübte Beruf tatsächlich gewechselt werden soll.
Unerfahrene Einsteiger müssen zudem damit rechnen, dass sie zu Beginn rund 15 bis 20 Prozent weniger verdienen als ein studierter Informatiker. Quereinsteiger, welche hohen Wert auf Sicherheit legen, müssen dennoch mit diesem nachvollziehbaren Umstand umgehen können und die eigene Erwartungshaltung etwas herunterschrauben. Selbst nach einer erfolgreich absolvierten IT-Ausbildung im Crash-Verfahren bleiben also bestimmte Unsicherheitsfaktor bestehen, die Jobzukunft aber sicher, denn IT-Jobs sind so gefragt wie noch nie.