Rückgabe, Reklamation, Widerruf: Was Online-Shops rechtlich klären müssen

Onlinehändler:innen in Deutschland stehen in der Verantwortung, die gesetzlichen Vorgaben rund um Rückgabe und Widerruf korrekt umzusetzen. Fehler in diesem sensiblen Bereich führen nicht nur zu Frust bei der Kundschaft, sondern bergen auch große rechtliche Risiken, beispielsweise in Form voh Abmahnungen oder Rückerstattungsforderungen.

Eine sorgfältige Umsetzung schützt alle Beteiligten und schafft vor allem eines: Vertrauen. Dieses spiegelt sich dann wiederum in den Umsätzen des Shops wider.

Widerrufsrecht: Fristen und Anforderungen

Bei einem Kauf im Internet haben Verbraucher:innen grundsätzlich ein rechtlich verankertes Widerrufsrecht von 14 Tagen.

Innerhalb dieses Zeitraums darf die Ware ohne Begründung zurückgegeben werden. Die Frist beginnt dabei mit dem Erhalt der Ware, nicht bereits mit der Bestellung. Eine formgerechte Widerrufsbelehrung muss gut sichtbar und eindeutig formuliert sein, am besten in Form eines eigenständigen Abschnitts im Checkout-Prozess.

Unklarheiten entstehen vor allem häufig dann, wenn keine vollständigen Informationen zur Rücksendung, zur Erstattung oder zur Frist von dem Händler angegeben werden. Fehlen sogar wesentliche Angaben, verlängert sich das Widerrufsrecht automatisch auf bis zu zwölf Monate. Dies ist durch den § 356 Absatz 3 BGB geregelt.

Was häufig übersehen wird

Ein weiterer Fehler, der häufig auftritt, besteht in der Annahme, dass das Widerrufsrecht durch eigene AGB eingeschränkt werden könnte. Dies ist jedoch unzulässig.

Ebenso problematisch zeigen sich Formulierungen, die Rücksendungen auf eigene Gefahr ausweisen. Ohne explizite vorherige Zustimmung trägt immer der Shop das Risiko für Transportschäden.

Darüber hinaus wird die Rückzahlungspflicht missverstanden: Gesetzlich vorgesehen ist die vollständige Erstattung des Kaufpreises inklusive der günstigsten angebotenen Standardlieferung – und zwar binnen 14 Tagen nach Eingang des Widerrufs.

Mängelhaftung unabhängig vom Widerruf

Neben dem Widerrufsrecht greift im Fall von defekter oder unvollständiger Ware die gesetzliche Mängelhaftung. Diese beträgt zwei Jahre ab Erhalt des Produkts.

In den ersten zwölf Monaten liegt die Beweislast beim Händler (§ 477 BGB). Die Käufer:innen müssen also keinen Nachweis darüber erbringen, dass der Mangel bereits bei Übergabe vorhanden war.

Das gilt somit beispielsweise auch bei dem Erwerb seltener Sammelartikel, wie limitierten Design-Figuren aus dem Labubu Universum. Solche Produkte unterliegen ebenfalls der gesetzlichen Mängelhaftung, unabhängig von Auflage oder Sammlerwert.

Rückversand: Wer trägt die Kosten?

Die Rücksendekosten im Falle eines Widerrufs müssen laut § 357 BGB nur dann von der Kundschaft übernommen werden, wenn dies vor Vertragsschluss ausdrücklich und klar kommuniziert wurde. Ohne einen solchen Hinweis ist der Shop verpflichtet, die Rücksendekosten zu tragen.

Eine Rückzahlung darf nicht von der Rücklieferung abhängig gemacht werden, sofern der Versand nachgewiesen wurde − beispielsweise durch eine Sendungsnummer. Auch eine andere Rückzahlungsart als die ursprünglich gewählte Zahlungsmethode darf nur in gegenseitigem Einvernehmen erfolgen.

Fehler mit weitreichenden rechtlichen Folgen

Ein Bericht der Verbraucherzentrale NRW zeigte kürzlich, dass mehr als ein Drittel der überprüften Widerrufsbelehrungen fehlerhaft sind. Besonders kleinere Shops und Betreiber:innen ohne rechtliche Begleitung machen an diesem Punkt gravierende Fehler, häufig bei der Formulierung von AGB oder Rückgabebedingungen.

Ein weiteres Risiko entsteht durch automatisierte Textbausteine, zum Beispiel aus Shop-Systemen oder CMS-Vorlagen. Wer diese ohne Prüfung übernimmt, verstößt in vielen Fällen unbeabsichtigt gegen geltendes Recht. Die Folgen können nicht nur in Rückforderungen seitens der Kund:innen, sondern auch in kostenpflichtigen Abmahnungen bestehen.

Dauerhaft rechtssicher handeln

Wer einen eigenen Onlineshop betreibt, sollte deshalb die grundlegenden rechtlichen Anforderungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine rechtssichere Widerrufsbelehrung, transparente Rückgaberichtlinien und gesetzeskonforme AGB gehören zur Grundausstattung – unabhängig davon, ob Mode, Elektronik oder Sammelfiguren angeboten werden.

Regelmäßige Updates und eine rechtliche Prüfung durch Fachleute helfen, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Auch wenn sich gesetzliche Rahmenbedingungen nicht täglich ändern, sorgen neue Urteile und veränderte Regelungen wie das Gesetz für faire Verbraucherverträge − seit Oktober 2021 − dafür, dass Stillstand rechtlich riskant wird.

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