An den Schulen in Deutschland wurde die Digitalisierung vor allem im Zuge der Corona-Pandemie maßgeblich vorangetrieben. Dennoch bleibt ein großer Teil des Potentials, welches mit den innovativen, digitalen Technologien für Schulen einhergeht, in der Bundesrepublik noch ungenutzt.
Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa wird dies besonders deutlich. Der europäische Sieger der PISA-Studie, Estland, demonstriert zum Beispiel eindrucksvoll, von welchen modernen Technologien die Klassenzimmer in besonders hohem Maße profitieren können.
Vorbild der digitalen Bildung: Estland
Das Tallinna Saksa Gymnasium liegt rund 30 Minuten von der Hauptstadt Tallinn entfernt. Die Nachfrage nach Plätzen an dieser Schule ist besonders hoch – ein Grund dafür besteht darin, dass diese mit Fug und Recht als ein echter Vorreiter in der digitalen Schulbildung angesehen werden kann. Mithilfe moderner Technologien und innovativen Methoden erfahren die Schüler an diesem Gymnasium eine umfassende Vorbereitung auf die digitale Welt der Zukunft.
Verwunderlich ist es so kaum, dass Estland in der vergangenen PISA-Studie als Sieger Europas abschneiden konnte, vor allem in den Naturwissenschaften. Geht es um den Lernerfolg der Schüler, stellt Estland so ein echtes Musterland dar. Dennoch findet an dem Gymnasium noch rund die Hälfte des Unterrichts in klassischer Form statt, welche auf digitale Hilfsmittel verzichtet.
Da das eigentliche Gebäude des Gymnasiums aktuell saniert wird, lernen die Schüler momentan in einem Ersatz-Gebäude, welches keinesfalls als High-Tech-Zentrum bezeichnet werden kann. Daran wird jedoch besonders eindrucksvoll deutlich, dass weder Großrechner oder Science-Fiction-Klassenräume für den modernen, digitalen Unterricht benötigt werden. Vielmehr kommt es auf eine hohe Motivation der Lehrkräfte und eine Vielzahl guter Ideen hinsichtlich der Digitalisierung des Unterrichts an.
Sind diese Voraussetzungen gegeben, könnten so auch die Schulen in Deutschland dem Beispiel aus Estland nacheifern, etwa mithilfe der Unterstützung des IT Systemhaus Berlin.
3D-Drucker und Tablet im Schulalltag
Das Bildungsministerium von Estland stattete bereits vor einigen Jahren sämtliche Schulen des Landes mit 3D-Druckern in verschiedenen Größen aus. Die Schüler drucken mit diesem im Biologie-Unterricht so etwa Organe, um ihre Funktionen gleich wesentlich besser verstehen zu können. Im Fokus des Lernens können jedoch auch die Details der Programmierung des Druckers selbst stehen.
Mit diesen digitalen Werkzeugen umzugehen, stellt für die Schüler in Estland mittlerweile eine Selbstverständlichkeit dar. Der Unterricht geht daher mit einer beeindruckenden Unbefangenheit einher, welche den Lernerfolg optimiert. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Schulen in Estland das Rad vollkommen neu erfunden haben. So sind auf den Schultablets zum Großteil ganz normale Lernprogramme aus dem herkömmlichen Handel zu finden. Die Besonderheit liegt eher in der Intensität, mit welcher die digitalen Technologien in sämtlichen Fächern angewendet werden. Der Schlüssel liegt im Mut zum Experimentieren.
Keine Angst vor Fehlentscheidungen
In Tallinn erklären sich stets einige Schulen zu einem Test bereit, sobald ein neues Gerät oder ein neues Programm auf dem Markt erscheint. Sollte sich dieses dann im alltäglichen Unterricht bewähren können, wird das Pilotprojekt als erfolgreich bewertet und auch an weiteren Schulen eingeführt. Somit besteht keine Angst, auch Fehlinvestitionen zu begehen.
Unter den Schulen von Estland herrscht eine enge Vernetzung, sodass sich Neuigkeiten sehr schnell verbreiten und in der Praxis gegebenenfalls zeitnah umgesetzt werden können. Eine langwierige Beratung und Entscheidungsphase in Kommissionen oder Gremien ist nicht nötig, wodurch eine besonders hohe Flexibilität geschaffen wird. Die Eigenständigkeit, mit welcher die Schulen agieren können, zeigt sich so als überaus vorteilhaft.